10 _ Ausserhalb der Kategorien des materiellen Habens

21.05.2020

Von Dr. Ellen Ringier, Präsidentin Stiftung Elternsein

Hätten Sie mich doch einfach gefragt, was mich reich macht! Ich hätte, mit Blick auf die Fragestellerin ZWEI Wealth eine einfache Antwort auf eine einfache Frage gehabt:

Wer in eine Familie geboren wurde, die von Geburt an sicher gestellt hat, dass es an materiellem Haben nicht fehlen würde, wer einen Mann hat, der es seiner Familie an nichts fehlen lässt und wer ferner, das Glück hatte, eine Ausbildung bekommen zu haben, die es möglich macht, sich jederzeit finanziell über Wasser halten zu können, ja, der weiss, was reich macht: Alle commodi, die geldwert sind!

Reichtum – wealth - assoziiert sich zuallererst mit Haben von materiellen Gütern, wirtschaftlichem Vermögen Besitz, Wohlstand und mit einem damit einhergehenden hohen Lebensstandard. Materieller Wohlstand macht ausserdem unabhängig, schafft gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Freiraum.

 

Nun aber baten Sie mich, die Frage «Was macht mein Leben reich» zu antworten und das ist deshalb so tricky, weil es das Privileg der materiell Reichen ist, die Frage nicht in Kategorien des materiellen Habens zu beantworten.

 

Sie, ZWEI Wealth, zielen ganz offensichtlich auf die zweite Art, reich zu sein, ein reichhaltiges im Gegensatz zu einem reichen Leben zu führen. Die Rede ist von Menschen, die ihren Reichtum im Nicht-Haben von materiellen Gütern finden. Kein Eigentum zu haben, befreit offenbar nicht nur von der Sorge um dessen Erhalt, sondern schafft Raum, um dem Leben mehr Sinnstiftung als materiellen Besitz zu geben. Die Rede ist vom spirituellen Reichtum oder auch von der Suche nach der Sinnstiftung des Lebens.

 

Im Bemühen nicht in die offensichtliche Falle des «weniger ist mehr» zu treten lautet meine Antwort: ZWEI Wealth! Reichtum ermöglicht es dem Habenden sich auf die Durchsetzung von spirituellen Werten wie Freiheit, Familie und Gesundheit zu konzentrieren. Und «mehr als genug» erlaubt es mir, meinen materiellen Besitz mit anderen Menschen zu teilen, die nichts oder wenig haben. 

 

Und das ist, nach meiner Lebenserfahrung, extrem bereichernd! 

 

*Über Ellen Ringier

Ellen Renée Ringier-Lüthy ist eine Schweizer Mäzenin. Sie ist Präsidentin der Stiftung Elternsein und Herausgeberin des Eltern-Magazins Fritz + Fränzi.