"Fast alle Marktteilnehmer stossen irgendwann auf den einen oder anderen Interessenkonflikt"

06.04.2020

Ein Interview mit Ekaterina Tattersall, Partner

ZWEI: Du bist neu als Partnerin bei ZWEI Wealth. Was hatte Dich zu diesem Wechsel bewogen?

Ein Blick auf das Bücherregal im Sitzungszimmer von ZWEI Wealth. Da wusste ich sofort, dass ich am richtigen Ort bin und hier einige Gleichgesinnte finde!

Spass beiseite, eigentlich wollte ich die beste Lösung für meine Kunden finden. Ich sehe meinen Mehrwert in der strategischen Beratung und Erarbeitung von persönlichen Strategien für Kunden, nicht unbedingt bei der täglichen Implementierung von Anlageportfolios – diesen Teil habe ich schon früher versucht auszulagern. Bei ZWEI Wealth habe ich endlich die richtigen Instrumente und ein grosses Netzwerk von potenziellen Verwaltern gefunden. Das letzte Puzzlestück, sozusagen.

  

Was zeichnet für Dich gute Vermögensverwaltung aus?

Kompetenz sowie die Kundeninteressen mit höchster Priorität zu behandeln. Klingt einfach, in der Praxis ist es jedoch extrem schwierig, beides unter einem Hut zu bringen. Das war früher für mich auch nicht anders. Vor allem wenn man aus reinem Kundeninteresse handeln möchte merkt man schnell, dass fast alle Marktteilnehmer irgendwann auf den einen oder anderen Interessenkonflikt stossen. Die Regulierung geht in diese Richtung, aber was trotzdem immer bleiben wird, sind die Soft-Faktoren: wie zeigt man dem Kunden die erzielten Renditen, welcher Benchmark wählt man dafür aus, wie genau spricht man mit dem Kunden über die Themen Risiken oder Gebühren … Darum braucht der Kunde sogar bei den allerbesten Vermögensverwaltern einen vertrauten Gatekeeper oder «Aufpasser», der ihm in Gesprächen zur Seite steht.

 

Bei ZWEI Wealth habe ich endlich die richtigen Instrumente und ein grosses Netzwerk von potenziellen Verwaltern gefunden. Das letzte Puzzlestück, sozusagen.

Ekaterina Tattersall, Partner

 

Was macht die Schweiz für internationale Kundschaft als Vermögensverwaltungsplatz weiterhin interessant?

Ich rate meinen Kunden immer zu Diversifikation. Vor allem bei internationaler Kundschaft ist die geschickte Begrenzung von Länder- und politischen Risiken ein sehr wichtiger Faktor. Die Mehrheit meiner Kunden hat Bankkontos in zwei oder drei Ländern gleichzeitig. Bei der Auswahl dann erreicht die Schweiz immer noch hohe Rangierungen. Politische Stabilität, gewisse Unabhängigkeit von der EU und den Grossmächten, eine eigene Geldpolitik - auch ohne Bankgeheimnis hat die Schweiz hier viel zu bieten.

 

Du bist in St. Petersburg aufgewachsen. Was macht den Reiz dieser viel bewunderten Stadt aus?

Erstens ist die Lage für ein komfortables Leben eigentlich komplett untauglich. Wie es in Russland üblich ist, wurde die Stadt mit viel Mühe und riesigen menschlichen Opfer auf einem Moor gebaut, weil es damals, vor über 300 Jahren, geopolitisch und strategisch wichtig war. Es war damit eines der ersten russischen Megaprojekte.

Zweitens ist St. Petersburg die kulturelle Hauptstadt Russlands. Die Architektur und die Konzentration von Museen sind unschlagbar, wobei trotzdem fast alles zu Fuss erreichbar ist.

Und drittens sind die berühmten «Weissen Nächte» im Juni ein ganz spezielles Erlebnis. Alle sitzen bis in die Morgenstunden in Openair-Cafés, weil es endlich warm und nie wirklich dunkel wird. Niemand schläft. Und doch tankt die ganze Stadt in diesen schlaflosen Nächten eine Art von besonderer Energie, die uns alle später durch den langen, dunklen Winter hilft.

 

 

Zum Schluss noch ein paar Entweder-oder-Fragen:

  • Rendite oder Risiko? Risiko. Ich komme aus einem Land, wo Vermögen mehrmals enteignet wurde und Hyperinflation die Kaufkraft vernichtete. Das macht die Menschen automatisch risikobewusster.
  • ETF oder Einzeltitel? ETF. Ich finde Stockpicking extrem spannend. Langfristig setze ich aber vermehrt auf ETFs.  
  • Apple oder Google? Google. Ein iPhone ist ersetzbar, ohne «googeln» geht aber nichts mehr!
  • Sunrise oder Swisscom? Swisscom.
  • Bier oder Wein? Wein.
  • Kino oder Netflix?  Während der momentanen Coronakrise sind Kinobesuche für einige Monate sowieso kein Thema, also Netflix!
  • Schnell oder genau? Hier bin ich ein wenig hin- und hergerissen: als ehemalige Biathletin weiss ich, dass beides extrem wichtig ist!