"Vor fünf Jahren wurden wir ja noch belächelt..."

14.04.2020

Ein Interview mit Patrick Müller, Geschäftsführer ZWEI Wealth

ZWEI: Du hast zusammen mit Klaus Wellershoff ZWEI Wealth vor 5 Jahren gegründet. Was hatte Dich dazu bewogen?

Das hatte mehrere Gründe. Ich war ja davor 15 Jahre für die UBS in verschiedenen Funktionen tätig und konnte dabei alle Seiten des Schweizer Private Bankings kennenlernen. Nach der Finanzkrise wurde mir immer mehr bewusst, dass das Private Banking als Beratungsgeschäft für eine Bank aus verschiedensten Gründen zunehmend schwieriger wurde. Zudem kam, dass ich mich selber immer als Unternehmer verstand. So lag es auf der Hand, die eigenen Ideen von Beratungsdienstleistungen ohne Wenn und Aberin einem eigenen Unternehmen umzusetzen. Sehr hilfreich war selbstverständlich, dass mit Klaus Wellershoff jemand mit viel Erfahrung und Überzeugung die Geschäftsidee zu entwickeln half.

  

Wie würdest Du heute gute Vermögensverwaltung definieren?

Wie vieles im Leben ist gute Vermögensverwaltung in den letzten Jahren deutlich komplexer geworden und verlangt ein grösseres Mass an Professionalisierung. Eine gute Vermögensverwaltung definiere ich als ein gut abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Kunde, Kundenvertretern, Bankdienstleistern und spezialisierten Asset Managern.

 

Du hast bei ZWEI Wealth den Begriff der Vermögensarchitektur geprägt. Was steckt dahinter? 

Der Begriff hat sich etabliert, weil wir vor ein paar Jahren angefangen haben, mit den Kunden weniger über technische Dinge wie Anlageallokationen und Optimierungen zu sprechen. Stattdessen haben wir versucht, die Portfolios als unterschiedliche Gebäude darzustellen, die jeweils eine bestimmte Funktion erfüllen. Das hat sich sehr bewährt, weil es dem Kunden das Verständnis erleichtert und das eines der zentralen Anliegen guter Beratung. Der Kunde muss verstehen können. Da ich in meiner Jugend ja eigentlich Architekt werden wollte, schliesst sich so der Kreis, dass ich nun statt Häuser wenigstens Vermögen ‚designen’ darf.

 

Eine gute Vermögensverwaltung definiere ich als ein gut abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Kunde, Kundenvertretern, Bankdienstleistern und spezialisierten Asset Managern.

Patrick Müller, Geschäftsführer ZWEI Wealth

 

Was hat ZWEI Wealth Deines Erachtens in den letzten fünf Jahren für die Kunden erreicht?

Enorm vieles. Als wir vor fünf Jahren starteten, wurden wir ja durchaus belächelt. Am häufigsten hörten wir die Zweifel, dass zum einen die Kunden nicht bereits wären, einen zusätzlichen Dienstleister zu bezahlen bzw. den Mehrwert nicht sähen und zum anderen die Banken und Vermögensverwalter nicht bereit wären mit uns zusammenzuarbeiten. Für beides haben wir den Gegenbeweis erbracht und betreffend Transparenz, Wettbewerb, Kundenorientierung aber auch Zusammenarbeit neue Standards gesetzt.

 

Zum Schluss noch ein paar Entweder-oder-Fragen:

  • Rendite oder Risiko? Rendite. Eigentlich würde ich ja Risiko nennen. Meine Erfahrung zeigt aber, dass Risiko von den meisten Leuten falsch verstanden wird und sie sich so von falschen Versprechungen verleiten lassen. 
  • ETF oder Einzeltitel? Einzeltitel, weil ich auch Köche bevorzuge, die mit Grundzutaten statt Fertigprodukten hantieren. 
  • Apple oder Google? Apple. Ich bin ein Designfan.
  • Sunrise oder Swisscom? Swisscom, weil ich diese noch immer mit exzellenter Qualität verbinde.
  • Bier oder Wein? Wein, weil ich das Weintrinken mit Diskussionsrunden assoziere. 
  • Kino oder Netflix? Kino. Serien schaffen es kaum mich in den Bann zu ziehen. 
  • Schnell oder genau? Schnell. Aus dem Gastgewerbe weiss ich, wie wichtig es ist in der Zeit zu liefern. Das ist nur dann möglich, wenn man sein Mise-en-place bereit hat. Wer gut vorbereitet ist, kann auch schnell agieren.