Wissen: Vermögen im Stresstest – eine Bilanz zur Jahreshälfte

29.07.2020

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Finanzmärkte im ersten Halbjahr 2020 dominiert. So war das erste Halbjahr von sehr grossen Schwankungen geprägt. Erst gingen die Bewertungen von Anlagen rapide nach unten, um dann postwendend wieder markant an Wert zuzulegen. Mit dem Abschluss des zweiten Quartals können wir eine erste Beurteilung vornehmen, wie sich die Vermögensverwalter in diesem Umfeld geschlagen haben. Zwei Erkenntnisse ragen heraus: viele waren im Rebalancing zu zögerlich und die meisten fokussieren weiterhin auf die klassischen Aktientitel und investieren nur wenig in neue Technologie. (pm)

Grafik 1: Festverzinsliche Anlagestrategie (% Aktienquote) / Einkommen (15%) / Rendite (25%) / Ausgewogen (50%) / Wachstum (70%) / Aktien (95%)

Im Jahr 2019 entwickelten sich alle Anlageklassen noch durchwegs positiv. Es gab für Anleger wenig Grund, unzufrieden zu sein. In der aktuellen Situation ist das anders. Die Bewertungen schwanken sehr stark und eine Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Krise scheint noch nicht abgeschlossen. Umso wichtiger scheint es, die Leistungen des eigenen Vermögensverwalters richtig einstufen zu können. Die Analyse für das erste Halbjahr gibt die Möglichkeit für einen einfachen Vergleich des eigenen Portfolios mit den Ergebnissen im Markt zu machen.

 

Die Top Verwalter behaupten sich auch im schwierigen Umfeld. Mit der richtigen Managerselektion erzielte man seit 2010 fast dreimal mehr Rendite.

Patrick Müller, Geschäftsführer ZWEI Wealth

 

Die Streuung der Resultate in den einzelnen Risikokategorien bleibt hoch. Für ein ausgewogenes Risikoprofil liegt das Median-Ergebnis bei -4.4%. Dieser Wert liegt etwas unter dem Ergebnis des rein passiven Benchmarks. Die Grafik 1 zeigt die Ergebnisse aller Risikogruppen, immer den Vergleich des Medians der Vermögensverwalter und Banken und einer rein passiven Lösung, seit Jahresanfang und bis Ende Juni 2020. Mit der Analyse können Anleger eine grobe Einordnung ihres Portfolios vornehmen.

 

Gutes Handwerk im Rebalancing scheint rar zu sein

Was auffällt ist, dass der Abstand von Median und Benchmark mit steigendem Aktienanteil zunimmt. Wenn man sich die Resultate im Detail anschaut, sticht hier besonders der Aspekt des sogenannten Rebalancing hervor. Bei solch grossen Schwankungen, wie sie Mitte März feststellbar waren, macht ein sauber etablierter Rebalancing-Prozess viel aus. Der positive Effekt von Rebalancing ist in der Literatur grundsätzlich bestätigt und wird auch von den meisten Vermögensverwaltern (auch als Verkaufsargument) propagiert. Nur scheint dies in der Realität nicht sehr gut umgesetzt zu werden. Wer das Rebalancing nicht sauber praktiziert hat, hat in diesem Jahr zwischen 1-2 p.p. an Rendite liegen gelassen. Der qualitative Teil der Analyse legt zudem den Schluss nahe, dass viele Vermögensverwalter lieber den klassischen Aktientiteln wie bspw. Nestlé, Novartis, etc. vertrauen und die Technologietitel noch eher untergewichten.

 

Top Verwalter meistern auch die Krise besser

Seit fünf Jahren führt ZWEI Wealth eine Auswahl an Top Verwaltern als Referenzgrösse. Dabei handelt es sich um eine einmal getätigte Auswahl von 4-7 Vermögensverwaltern pro Risikokategorie, die nach der ZWEI Methodik evaluiert wurden. Der Vergleich (siehe Grafik 2 rechts) beweist, dass sich die guten Verwalter durchaus von den schlechteren unterscheiden lassen. Im Zuge der Corona-Krise hat der Unterschied sogar nochmals merklich zugenommen. Die Top Verwalter haben die Krise insgesamt deutlich besser überstanden.

 


 

Über die Analyse

ZWEI Wealth analysiert laufend die Ergebnisse einer grossen Zahl an Vermögensverwaltern und Banken in verschiedenen Risikokategorien. Hierbei werden sowohl die geläufigsten Strategien der grössten Anbieter als auch Mandatsportfolios im Schweizer Markt berücksichtigt.

 

Erklärungen

Median/Maximum/Minimum: Median bzw. Maximum oder Minimumwert der Umfrage in der jeweiligen Risikokategorie

Benchmark: Ein einfaches, investierbares und damit replizierbares passives Portfolio aus wenigen Bausteinen (Aktien Welt, Aktien Schweiz, Anleihen Welt, Anleihen Schweiz) in verschiedenen Risikokategorien