Verpassen die Schweizer Vermögensverwalter den Strukturwandel?

03.09.2020

Das Konsumverhalten ändert sich und das nicht erst seit gestern. Die Coronakrise stellt diesbezüglich nichts auf den Kopf, sondern beschleunigt im Gegenteil bestehende Trends. Dass dieser Strukturwandel auch eine Veränderung der Portfoliozusammensetzung erfordert, ist eigentlich augenfällig. Viele Vermögensverwalter scheinen den Strukturwandel aber noch kaum in den Portfolios zu berücksichtigen.

Seit einigen Jahren lässt sich der Strukturwandel beim Konsumverhalten feststellen. Die Analyse unseres Research-Partners WPuls zeigt dies exemplarisch für die Schweiz auf (siehe Grafik). Die Nachfrage bzw. der Umsatz in klassischen Konsumbereichen wie etwa Kleidern, Bücher und Ähnlichem stagnieren oder schrumpfen in der Bedeutung. Dagegen steigt die Nachfrage nach IT und Kommunikation sowie Onlinehandel deutlich an.

 

Auch eine Buy-and-Hold-Strategie muss dem Strukturwandel Rechnung tragen

 

Überträgt man dieses Bild auf ein Anlageportfolio, so müsste sich auch die Zusammensetzung eines attraktiven und zukunftsorientierten Portfolios dem Strukturwandel anpassen. Eine Bestandesaufnahme von ZWEI Wealth bei Vermögensverwaltern zeigt aber, dass bei den meisten noch immer die klassischen Branchen und Unternehmen dominieren. Eine Verlagerung von exemplarisch Nestlé auf Amazon findet erst sehr zögerlich statt. Die Coronakrise hat hier nun die Karten aufgedeckt. Denn die Differenz zwischen den Aktien im Technologie- oder Onlinehandelssektor zu den klassischen Sektoren ist so stark wie kaum je zuvor – ein Unterschied von 30 p.p. ist nicht ungewöhnlich, notabene in nur einem halben Jahr.

 

Nimmt die Börse also den Strukturwandel bereits vorweg? Vieles deutet darauf hin. Hoffentlich setzen sich die aktiven Vermögensverwalter noch rechtzeitig mit dem Thema auseinander.