Was ging denn da schief?

07.06.2022

Die Finanzmärkte kommen seit Anfang Jahr ordentlich unter die Räder. Um in eben diesen turbulenten Situationen ruhig schlafen zu können, entschieden sich viele Anleger für sogenannt konservative Anlageportfolios bei Banken und Vermögensverwaltern. Jetzt weisen aber genau diese Portfolios mitunter die grössten Verluste aus. Was ging denn da schief?

Die neuste Analyse der Portfoliorenditen zeigt kein erfreuliches Bild. Kaum ein Anlageportfolio weist seit Jahresbeginn eine positive Rendite aus. Nach den fantastischen Renditen der letzten Jahre erstaunt das wohl kaum. Mit einem Rückschlag musste durchaus einmal gerechnet werden. Soweit, so normal. Dass sogenannt konservative Anlageportfolios mitunter die grössten Verluste ausweisen, ist dann aber alles andere als normal.

 

Der inverse Risiko-Rendite-Verlauf

Die Grafik 'Zwischenbilanz der Portfoliorenditen 2022' fasst die Renditen von Anlageportfolios bei Banken und Vermögensverwaltern seit Jahresbeginn zusammen. Die ungewohnte Form sticht dabei sofort ins Auge. Die sogenannt konservativen Anlageportfolios haben seit Anfang Jahr im Durchschnitt etwa gleich viel an Wert verloren wie die als ‚aggressiv‘ betitelten Anlageportfolios.

 

Vermögensverwalter: zu wenig vorsichtig bei konservativen, zu euphorisch bei aggressiven Portfoliostrategien

Zumindest darf vielen Verwaltern von konservativen Anlagestrategien attestiert werden, nicht komplett naiv in den Sturm gelaufen zu sein. Dies zeigt sich darin, dass die im Median erzielten Resultate bei konservativen Portfolios zumindest besser als der Benchmark sind. Genau das Gegenteil lässt sich bei den aggressiver ausgerichteten Portfolios feststellen. Hier scheinen die Vermögensverwalter die Risiken ziemlich ausser Acht gelassen zu haben. Ein Grossteil der Vermögensverwalter verliert hier deutlich mehr als der Marktdurchschnitt.  

 

Jetzt rächt sich die Simplifizierung der Risikoprofile. Ohne ordentliche Vermögensplanung kommt man nicht mehr heil durch den Sturm.

 

Patrick Müller

Geschäftsführer ZWEI Wealth

 

 

Risiko neu definieren?

Unter dem Mantel der modernen Portfoliotheorie hat die ganze Finanzbranche in den letzten 25 Jahre den Eindruck vermittelt, dass man Portfolios nach dem Motto: ‚Wieviel Risiko soll es denn sein?‘ auswählen könne. Selbstverständlich war und ist das eine Simplifizierung, die einer genaueren Betrachtung nie standhielt. Aber das Prinzip der Risikoprofile erlaubte ein effizientes und einfaches Klassifizieren von Anlegern und erlaubt ohne, grossen Aufwand Produkte zu verkaufen. Das ging lange Zeit dank sinkender Zinsen einigermassen gut. Das wird in Zukunft nicht mehr im gleichen Masse funktionieren. Wer sich weiterhin auf eine simple Risikoprofilierung verlässt, darf sich ob der Resultate nicht wundern. Nur eine umfassende Vermögensplanung, die auf die eigene Finanzplanung abstützt und eine breite Risikodefinition umfasst, bringt einen heil durch den Sturm.